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Schweiz: Basler Fasnacht

Die Art
den Winter zu vertreiben

   

   

Zusammenfassung

Lassen Sie die Pappnase ruhig daheim und vergessen Sie den "Wein, Weib und Gesang"-Charakter der deutschen Karnevalstradition: die Basler Fasnacht hat eigene Regeln. In Basel gibt es kein Singen und Schunkeln, sondern 72 Stunden lang - vom 27. bis 29. Februar - die wunderlichste europäische Art den Winter zu vertreiben.

   

Text: Liesbeth Jongkind, Fotografie: Paul Smit

   

Drei Tage lang – dieses Jahr (2012) vom 27. bis 29. Februar – ist Basel nicht die Schweizer Stadt aus den Broschüren der Fremdenverkehrsämter. Der Rhein fließt mit der gleichen Gewalt wie sonst unter den Brücken hindurch, und das Münster erhebt sich wie immer über die Stadt. Aber das, was sonst den Charakter der Stadt bestimmt – die Menschen, die Brücken, Plätze und Gassen der beiden Basler Rheinufer bevölkern – ist völlig verwandelt. So, wie aus einer bescheiden Raupe ein wunderschöner Schmetterling wird, so werden die steifen, zurückhaltenden, ordentlichen Basler zu fantasievollen Fasnachtgängern.

Drei Tage und Nächte lang sind sie ihr Alter Ego. Allein oder mit Verwandten, mit ihrer Clique oder mit Zufallsbekanntschaften feiern sie, nein, sind sie die Basler Fasnacht.

So eine Verwandlung kann sich unmöglich geräuschlos vollziehen. Die Basler Fasnacht ist ein ohrenbetäubender Hexenkessel, eine Kakophonie der Trommeln, Piccolos und, außerhalb der Altstadt, Fanfaren. Auch wenn der Basler dies Drummlen, Pfyffen und Guggemusik nennt. >>>

Morgestraich

Die Fasnacht beginnt um vier Uhr morgens am ersten Montag nach der Fastenzeit. Ein guter Katholik sieht sofort, dass das eine Woche zu spät ist. Das stimmt. Die Basler Fasnacht ist denn auch die einzige protestantische Fasnacht der Welt und wird deshalb absichtlich eine Woche später gefeiert. Wer nicht verschläft (die größte Befürchtung der Basler Kinder) und gegen zwei Uhr nachts aus dem Fenster schaut, sieht, dass es auf der Straße vor Menschen wimmelt. Naja, Menschen? Ungetüme, Karikaturen, menschliche Gestalten mit überdimensional großen Köpfen. >>>

Plötzlich werden alle Lichter in der Altstadt zentral gedimmt. Sogar die Neonreklame ist aus. In den Straßen suchen die Letzten ihren Platz, und langsam wird es still – zumindest soweit so unglaublich viele Menschen gänzlich still sein können. Noch fünf Minuten, noch drei, noch eine... Schließlich ist es vier Uhr. Niemand schläft mehr in Basel: de Pfyffer holen tief Luft, die Drummler erheben ihre Stöcke, und ein grelles Pfeifen und unrhythmisches Trommeln beginnt, viel lauter als man es je für möglich gehalten hätte. Die Lichter der Laternen werden angezündet und von starken Männern angehoben. Das Publikum ruft „ah“ und „oh“, die Cliquen setzen sich in Bewegung, und die Fasnacht hat begonnen. >>>

Musik?

Trommeln und Pfeifen sind völlig unzutreffende Begriffe, um zu beschreiben, was während des Morgestraichs erklingt. Wer schon einmal frühmorgens in einem totenstillen Wald plötzlich den Beginn des Vogelkonzerts gehört hat, kennt das Gefühl: im Vergleich zu der Ruhe im Vorfeld ist das Konzert der Vögel ohrenbetäubend. Etwas Ähnliches erlebt man beim Morgestraich, aber dann hoch zehn: rhythmisch und melodisch ebenso unergründlich wie ein Finkenschlag – und total laut.

Das Besondere an dieser Musik ist, dass sie klingt, als würde jemand in Trance seine Gefühle durch willkürliche Schläge auf eine Trommel äußern, während sein Freund ihn wild auf der Piccoloflöte begleitet. Man kann sich fast nicht vorstellen, dass diese wirren Schläge, Wirbel und Akkorde von Dutzenden von Leuten zugleich und in genau demselben Augenblick erzeugt werden. >>>

Kostüme

Fahren Sie nicht nach Basel mit einer roten Pappnase im Koffer. Sie würden damit furchtbar aus dem Rahmen fallen. Fasnacht feiert man mit einer Larve auf dem Kopf, einer großem Maske in bunten Farben, die Gesicht und Haar vollständig bedeckt. Lediglich die Pfyffer haben eine Larve, die Mund und Kinn frei lässt, denn sonst wäre das Musizieren arg schwierig. Wer sich unter den Masken verbirgt, ist nur in den Cafés und Restaurants zu sehen. Dort tauchen die echten Gesichter wieder auf, und die schrecklichsten Köpfe verwandeln sich in die hübschesten Antlitze (und umgekehrt). >>>

Kinderfasnacht

<<< Liegt darin das Geheimnis der Fasnacht? Kennen die Basler einen Zauberspruch, der sie drei Tage lang den Lärm, die Farben und die Bewegung genießen lässt, wie Kinder es tun?

Am Dienstagnachmittag wird ein Zipfel des Schleiers gelüftet – dann ist Kinderfasnacht. Niemand ist zu klein zum Verkleiden, und geduldige Mütter und Väter tragen ihre Sprösslinge durch die Stadt, wenn diese vor Müdigkeit nicht mehr auf den Beinen stehen können.

Gequengelt und geweint wird nicht, denn es gibt so viel zu hören, dass die Aufmerksamkeit immer wieder vom eigenen Leid abgelenkt wird. Am Dienstag lernt der kleine Basler seine eigene, großartige Fasnacht kennen.

Es ist der bezauberndste Nachmittag der Fasnacht.

 

Übersetzung aus dem Niederländischen: Britta Smit

 

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Diese Reportage wurde in Glossy-Magazine ELEGANCE in Holland veröffentlicht.


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